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3. Methodik zur Erfassung wirtschaftlicher Strukturen

 

3.1 Angewendetes Verfahren

 
Windkraftanlagen weisen ein Spektrum vorteilhafter und belastender Umweltwirkungen auf (1, S.103 ff.). Sie sind daher durchaus geeignete Objekte für eine umfassende Kosten- Nutzen- Analyse. Eine solche umfassende Wertung ist im Rahmen eines Überblicks weder möglich noch beabsichtigt. Die Darstellung beschränkt sich vielmehr auf die einzelwirtschaftlich erfassbaren Zielgrößen. Diese werden für jeweils eine Windkraftanlage, gegliedert nach Größenklassen, ermittelt. Dabei wird unterstellt, dass die Anlagen Teil eines Windparks mittlerer Größe sind.
Zur Erfassung der wirtschaftlichen Gegebenheiten sind vorrangig Verfahren der Investitionsrechnung geeignet. Aufgrund der erreichbaren Datenbasis wird das einperiodische Gewinnvergleichs- Verfahren auf Basis von Plandaten angewendet (vgl. 9, S. 246 ff.). Dabei werden alle eingehenden Daten periodisiert, das heißt auf ein repräsentatives Jahr der Nutzungsdauer umgerechnet. Die mit dem Verfahren verbundene Umrechnung zu Durchschnittsdaten bedeutet ein relativ hohes Abstraktionsniveau, da sowohl

 

 

 

Anlage: 1000 KW Nennleistung
 
Investitionen/ Leistungen/ Kosten
S t a n d o r t 1
100 % Referenzertrag/
Jahr
S t a n d o r t 2
     130% Referenzertrag/
Jahr
1. Investitionen, 1000 € 1)
2. Leistungen
2.1 Stromertrag, 1000 KWh/ Jahr
2.2 Strompreis, einschl. Umsatz-
      steuer, 19%, ct/ KWh ( In Klammern: ohne Ums.steuer)
2.3 Monetäre Leistung, 1000 €/ Jahr  ( = Umsatz) .
3. Kosten, 1000 €/ Jahr 2)  
3.1 Abschreibung
3.2 Betriebskosten 
3.3 Geschäftsführung
3.4 Zinsen 3) 
3.5 Umsatzsteuer
3.6 Gewerbesteuer
3.7 Körperschaftssteuer 4)
 
3.8 Kosten insgesamt
            1919, 0
 
           2516,4
 
            10,08
            (8,47)
            253,7
  
           96,0
           26,4
             6,1
           47,4
           35,3
             5,2             
             6,7
 
          223,1
              1919,0
 
              3271,3
 
                 8,37
               (7,03)
               273,8
 
                96,0
               26,4
                6,6
                 7,4
               38,5
                 7,2
                 9,4 
 
             231,5
 
 
4 Gewinn nach Steuern,1000 €
5. Gewinnrate, %
6. Wiedergewinnungszeit, Jahre
    
            30,6
            12,1
            15,2
            
                42,3
                15,5
                13,9
 

 

1) Investitionen einschließlich aller Nebeninvestitionen (Planung, Netz- u. Wegeanschluss etc.) ; Nutzungsdauer/ Anlage: 20 Jahre.
2) Preise u. Kosten für 1 Durchschnittsjahr der Anlage berechnet.
3) Kreditfinanzierung: Für 80 % der Investitionen; Annuitätenkredit, Laufzeit 20 Jahre, Zinssatz 5 %, Auszahlungskurs 98 %.
4) Einschl. Solidaritäts- Zuschlag. 
 
Übersicht 2: Beispiel einer Gewinnvergleichs- Rechnung für eine Windkraftanlage auf zwei Ertragsstandorten.
Quellen: vgl. Text Abschnitt 3.2
 
Leistungen als auch Kosten bei Windkraftanlagen in von Jahr zu Jahr wechselnder Höhe anfallen. Das Verfahren bietet jedoch den Vorteil, dass es methodisch der jährlichen Gewinn- und Verlustrechnung in Unternehmen entspricht. Damit kann relativ problemlos eine wesentliche Kostengröße erfasst werden: die jährlich zu zahlenden Steuern. Ohne Einbeziehung dieser Kostenart sind realitätsnahe Aussagen zum regionalen Beitrag kaum möglich.
Zeitlich sind alle eingehenden Daten auf das Jahr 2010 bezogen. Dieser Bezug ist zweckmäßig, da sich die gesetzlich festgelegte Vergütung für Strom aus Windkraft für Neuanlagen jährlich degressiv verändert (4, Anlage 5). Als Rechtsform für den Betrieb der Anlagen wird die GmbH angenommen. Diese Rechtsform erlaubt eine relativ klare Abgrenzung der für das Unternehmen zu zahlenden Steuern.
 
 

 

3.2 Datenbasis

 
Die in alle Berechnungen eingehende Datenbasis wird anhand der Übersicht 2 erläutert. Für alle Anlagen werden zwei Standortvarianten berechnet, gemessen am Referenzertrag an Strom. Der Referenzertrag wird nach dem EEG (4, Anlage 5) für die hergestellten Typen von Windkaftanlagen mit ihren maßgeblichen technischen Merkmalen für einen Referenzstandort bestimmt. Dieser Standort wird durch eine mittlere Windgeschwindigkeit/Jahr von 5,5 m/Sekunde in einer Höhe von 30 m sowie weitere Merkmale abgegrenzt.
Ein Referenzertrag von 100% soll geeignete Standorte im Binnenland, ein solcher von 130% günstigere Lagen im norddeutschen Tiefland abbilden. Mit Ausnahme der Windleistung wird für beide Standorte von ähnlichen Bedingungen ausgegangen, wie Höhe der Investitionen und der laufenden Betriebskosten. Der ausgewiesene Stromertrag ist auf die Anlagentypen eines maßgeblichen deutschen Herstellers bezogen, der jedoch uneingeschränkt auf vergleichbare Anlagentypen übertragbar ist (11). - Der angegebene Strompreis für die beiden Standorte ergibt sich für die zwanzigjährige Nutzungsdauer aus den umgerechneten Beträgen für den Basispreis, für eine je Standort unterschiedlich dauernde Anfangsvergütung sowie einen Aufschlag (Bonus). In den Strompreis ist die Umsatzsteuer eingerechnet, da vom Bruttoumsatz einige Kostenarten abzuleiten sind.
Die Investitionssummen wurden nach aktuellen Projekten von Planungsbüros bestimmt, ergänzt um Erhebungen bei Verbänden und anderen Institutionen. Zu betonen ist, dass die Investitionen eine beträchtliche Schwankungsbreite aufweisen können. Dies ist u. a. mit den recht unterschiedlichen Bedingungen der Baustandorte zu erklären. Die eigenen Berechnungen orientieren sich an einem im Mittelbereich liegenden Niveau. Zusätzlich zu den Ansätzen für die bauliche und technische Konstruktion gehen in die Investitionen ein: Mittel für die meistens mehrjährige Planung, den Netz- sowie ggf. Wegeanschluss, die Baustelleneinrichtung, Versicherungen und bereits zu zahlende Pachten. Diese Nebeninvestitionen wurden als fixer Aufschlag dem Baupreis zugerechnet. Nicht enthalten sind in den Investitionen die auf sie entfallene Umsatzsteuer, da diese in keine der abzuleitenden Kosten eingeht.
Für die angeführten Plankosten sind weitere Erläuterungen angebracht:
a) Die Betriebskosten wurden dem „Windenergie Report 2006“ entnommen (15, S. 79 ff.). Sie sind Mittelwerte einer groß en Zahl ausgewerteter Windkraftanlagen und wurden mit dem Preisindex für Dienstleistungen auf das Jahr 2010 bezogen (24, S. 521). Diese Kostenart umfasst die Wartung, Reparaturen, Versicherungen, die Pacht für beanspruchte Fläche und sonstige Kosten.
b) Für die Geschäftsführung wurde die Durchführung aller erforderlichen Aufgaben durch ein externes Unternehmen unterstellt. Diese Aufgaben umfassen: die Buchführung, den Jahresabschluss, Steuererklärungen für die in Frage kommenden Steuerarten sowie die Büronutzung. Für die Erledigung wurden volle Gebührensätze berechnet (2). Das Gehalt eines Geschäftsführers dürfte mit diesen Gebühren, die ja den Bestand eines Unternehmens sichern sollen, ebenfalls abgegolten sein.
c) Für die Finanzierung der Anlagen wurde eine Fremdfinanzierung von 80% der Investitionen angenommen, mit einem Zinssatz von 5%, einem Auszahlungskurs von 98% sowie einer Laufzeit über die gesamte Nutzungsdauer. Bei den Zinsen handelt es sich um den im mittleren Jahr der Laufzeit (nach Tilgung der halben Kreditsumme) zu zahlenden Betrag und somit gleichfalls um Durchschnittskosten.
d) Auf die Rechtsform der GmbH beziehen sich die angeführten Unternehmenssteuern (vgl. 23, Teil 8). Bei der Umsatzsteuer wurden die abzugsfähigen Vorsteuern berücksichtigt. Für die Gewerbesteuer wurde, bei einem Sitz der Betreibergesellschaft im ländlichen Raum, ein Hebesatz von 350% berechnet.
e) Die angeführten wirtschaftlichen Zielgrößen Gewinn, Gewinnrate und Wiedergewinnungszeit sind Ableitungen nach Abzug der Steuern, also Nettogrößen. Weitere Erläuterungen erfolgen im Zusammenhang mit den Ergebnissen aller berechneten Varianten.